Behauptung:
Es werden immer mehr, Biber haben ja keine natürlichen Feinde mehr

Tatsache:
Natürliche Feinde haben den Biber noch nie reguliert

Natürliche Feinde haben bei uns eigentlich nur die Jungbiber. Hier sind große Greifvögel wie Seeadler, Uhu, große Raubfische wie Hecht oder Wels sowie die Raubsäuger Mink und Fuchs zu nennen. Tatsächliche Auswirkungen auf die Biberpopulation gibt es jedoch nicht.

Es wird immer wieder die Behauptung aufgestellt, der Biber könne sich bei uns so stark vermehren, weil Wolf, Bär oder Luchs als Regulatoren fehlen. Es ist unbestritten, dass vor allem der Wolf hin und wieder dem Biber nachstellt, jedoch haben die Wölfe dort, wo sie gemeinsam mit dem Biber vorkommen (z.B. Lettland, Polen, Rußland), auf die Bestandsentwicklung der Gesamtpopulation des Bibers nachgewiesener Maßen keinen Einfluss.

So stieg beispielsweise in Lettland, einem Land das etwas kleiner ist als Bayern, der Wolfsbestand von 230 Tieren im Jahr 1985 auf 997 Wölfe im Jahr 1997. Im gleichen Zeitraum wuchs aber auch die Biberpopulation von etwa 5.000 auf 30.000 Tiere stark an. Von einer Regulation der Biberpopulation durch den Wolf kann bei diesen Zahlen keine Rede sein. Ein erwachsener Biber ist sehr wehrhaft und kann seinen Feinden tiefe Wunden zufügen. Deshalb wird sich jeder Wolf genau überlegen, ob er sich diesem Verletzungsrisiko aussetzt. Ein verletzter Wolf hat bei der Jagd sehr schlechte Karten. Ein Elchkalb stellt für ihn eine wesentlich einfachere und fleischreichere Beute dar.

BiberundWolf

    Grafik: Biber und Wolf in Lettland

Auch in Russland nahm die Biberpopulation in den vergangenen 45 Jahren von ca. 25.000 im Jahr 1960 auf aktuell etwa 300.000 Tiere deutlich zu. Und dies trotz 30.000 Wölfen und ca. 80.000 Braunbären. Auch hier kann man nicht von einer Regulation der Biberpopulation durch diese Raubtiere sprechen.

Gleiches belegt auch die Wiedereinbürgerung des Bibers in Nordamerika. Hier wurden die weitgehend ausgerotteten Biber wie in Bayern wiedereingebürgert. Dort allerdings mitten hinein zwischen Bär und Wolf, Luchs oder Puma. Dennoch wuchs die Population von wenigen tausend Bibern auf heute geschätzte 10 bis 20 Millionen Biber wieder an. Von Regulierung durch die Fressfeinde keine Spur.

Natürlich kommt es vor, dass einzelne Räuber regional auch mehrere Biber erbeuten, mancherorts mag es sogar regelrechte Spezialisten geben. Einen Einfluss auf die Gesamtpopulation hat dies jedoch nicht, wie die obigen Zahlen eindrucksvoll zeigen.

Eine Populationsregulation durch natürliche Feinde gibt es somit beim Biber auch dort, wo Wolf, Bär und Luchs noch in großer Zahl vorkommen, nicht. Hier greifen andere Mechanismen, vor allem die Selbstregulation des Bibers über das Reviersystem (siehe Behauptung zur “Überpopulation”).

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