Martins Balodis
25. März 1919 - 26. Februar 2001

Balodis

Dr. Martins Balodis bei seinem Referat während des Bibersymposiums auf dem Euro-American Mammal Congress in Santiago de Compostela, Spanien, 1998
(Foto: K.-A. Nitsche)

Martins Balodis - ein großer Biberforscher aus Lettland ist tot

Am 25. März 1919 wurde Martins Balodis in Riga geboren. Er wurde als Naturkunde- lehrer ausgebildet und arbeitete bis zum Beginn des 2. Weltkrieges in einer Landes- schule als Biologielehrer und dann als Schulverwalter. Während des 2. Weltkrieges war er in der lettischen Armee, und diese schrecklichen Erfahrungen verhinderten, daß er nach Kriegsende wieder als Lehrer tätig sein konnte. Doch sein Interesse an der heimatlichen Natur war weiterhin groß und ungebrochen. Martins begann ein Studium der Waldbaulehre an der landwirtschaftlichen Universität und schloß dieses im Jahr 1953 als diplomierter Forstwirt ab. Das Thema seiner Diplomarbeit befaßte sich mit dem Biber in Lettland. 1952 nahm er an den Wiederansiedlungen von Bibern aus dem Staatlichen Woronesher Naturschutzgebiet in mehreren Landesteilen Lettlands teil. Ab 1955 arbeitete er in einem forstwirtschaftlichen Betrieb, der sich speziell mit Forst- einrichtungsfragen befaßte. Viele Jahre war Martins als Forsttaxator tätig.

In den 70er Jahren bekam Martins die Aufgabe vom Ministerium, sich speziell mit den Bibern in Lettland zu befassen. Diese Untersuchungen wurden vom Staat gefördert und finanziell abgesichert. So konnte Martins weiterhin im Forstinstitut arbeiten und dort auch Assistenten  beschäftigen. 1979 wurde ihm in Tartu (Estland) der Gelehrtengrad “Kandidat der biologischen Wissenschaften der Sowjetunion” verliehen. 1990 erlangte er in Moskau am Severzov Institut für vergleichende Morphologie und Ökologie der Tiere den Doktorgrad. Er schrieb zwei Dissertationen über den Biber. Von der unab- hängigen Republik Lettland erhielt Martins im Jahr 1993 den Grad Dr. habil. Biol., war im wissenschaftlichen Rat tätig und bewertete Diplomarbeiten und neue Doktoranden.

Martins Balodis hat mehr als 20 Arbeiten über die Rückkehr des Bibers und seine Be- deutung im ökologischen Gefüge der Natur verfaßt. Es kam ihm dabei immer auf eine komplexe Betrachtung und Vernetzung der wirkenden Einzelfaktoren an. Auch mehrere Artikel über Waldschäden durch den Elch wurden von ihm verfaßt. Die Geschichte des Bibers, seine Bedeutung und die Perspektiven hat Dr. Balodis in einem wissenschaft- lichen und einem populärwissenschaftlichen Buch umfassend aufgezeichnet

Neben seiner Heimatsprache sprach und schrieb er Deutsch, Russisch und Englisch. Seine Sprachkenntnisse und sein umfangreiches Wissen über den Biber selbst und seine Einpassung in das ökologische Gefüge der Natur verschafften ihm international und besonders in den baltischen Ländern große Anerkennung und viele Freunde. So hatte Martins zahlreiche Kontakte vor allem in die ehemaligen russischen Republiken und während der letzten Jahre auch in Großbritannien, Deutschland, Finnland, Spanien, Polen, Tschechien, Slowakei und anderen Ländern

Martins verstarb am 26. Februar 2001 in Riga. Er hinterläßt eine große Familie: seine Frau Velta, drei Töchter, drei Enkel und einen Urenkel. In seiner wenigen freien Zeit war die Musik, vor allem der Chorgesang, seine Leidenschaft, bei der er für seine umfang- reichen Arbeiten immer wieder Kraft sammelte. Seine Familie und alle Biberleute verlieren mit Martins Balodis eine großartigen Menschen und profilierten Biberforscher.
 

Janis Ozolins

State Forest Service
Game Management Department
13. Janvara iele 15
LV-1932 Riga, Latvia

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Karl-Andreas Nitsche

Castor Research Society
Akensche Str. 10
D-06844 Dessau, Germany